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Wer? Wann? Wo?

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Anhaltspunkte für die Identifizierung und Datierung von Fotografien

Verschiedene historische Fotomaterialien Fotograf: Roberto Dalla Torre, Amt für Film und Medien, CC BY 4.0
Nicht nur die Darstellung, sondern auch die fotografische Technik, die Herkunft, Angaben zum Fotografen, Beschriftungen und Fotorückseiten spielen bei der Identifizierung und Datierung von Fotografien eine wesentliche Rolle.

Im Folgenden werden anhand von verschiedenen gängigeren Fotomaterialien einige hilfreiche Anhaltspunkte gegeben, wobei selbstverständlich bei weitem kein Anspruch auf Vollständigkeit besteht.
 
 
Daguerreotypie
Porträt einer Frau aus Lermoos, Daguerreotypie (Vorderseite), 1847 Fotograf: unbekannt, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Historische Sammlungen, CC BY 4.0
Porträt einer Frau aus Lermoos, Daguerreotypie (Rückseite), 1847 Fotograf: unbekannt, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Historische Sammlungen, CC BY 4.0
Die ersten Lichtbilder, die sogenannten Daguerreotypien, wurden vor allem zwischen 1839 und circa 1860 aufgenommen. Dabei handelt es sich um Unikate mit einer spiegelnden Oberfläche, weshalb die Abbildung nicht aus jedem Blickwinkel erkennbar ist.
Das vorliegende Porträt einer unbekannten Frau wurde – wie auf der Rückseite angemerkt – 1847 in Lermoos, vermutlich von einem Wanderfotografen, angefertigt.
Ambrotypie
Porträt eines Mannes aus Sterzing, Ambrotypie (Vorderseite), vor 1858 Fotograf: unbekannt, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Historische Sammlungen, CC BY 4.0
Porträt eines Mannes aus Sterzing, Ambrotypie (Rückseite), vor 1858 Fotograf: unbekannt, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Historische Sammlungen, CC BY 4.0
Die Ambrotypie gehört ebenfalls zu den Unikatverfahren der frühen Fotografie und wurde vor allem zwischen 1852 und circa 1890 verwendet. Es handelt sich dabei um ein unterentwickeltes Negativ auf Glas, das dank eines dunklen Hintergrunds (rückseitige schwarze Lackierung oder Hinterlegung mit einem dunklen Blatt) die Abbildung als Positiv erscheinen lässt. Unser Porträt wird durch eine Beschriftung örtlich und zeitlich eingeordnet.
Negativverfahren
Hungerburgbahn in Innsbruck, Glasplattennegativ (Gelatinetrockenplatte) des Ansichtskartenverlags Adolf Künz, um 1935 Fotograf: unbekannt, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Historische Sammlungen, CC BY 4.0
Hungerburgbahn in Innsbruck des Ansichtskartenverlags Adolf Künz, um 1935 Fotograf: unbekannt, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Historische Sammlungen, CC BY 4.0
Anfang der 1840er-Jahre wurde das Negativverfahren entwickelt, das es ermöglichte, mehrere Abzüge einer Aufnahme herzustellen. Mit der Erfindung der Gelatinetrockenplatte circa 1878 und ihrer industriellen Fertigung entwickelte sich die Fotografie zu einem Massenmedium.

Glasplatten wurden noch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Trägermaterial verwendet.
Die Aufnahme der Hungerburgbahn stammt aus dem Bestand des Unternehmens von Adolf Künz, der in der Zwischenkriegszeit einen Ansichtskartenverlag in Innsbruck betrieb.
Albuminpapier
Gletscherpartie am Gepatschferner, Abzug auf Karton des Verlags Würthle & Spinnhirn,1882–1892 Fotograf: unbekannt, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Historische Sammlungen, CC BY 4.0
Großformatige Abzüge auf Albuminpapier (1850 bis circa 1920) bzw. Kollodiumpapier (1894 bis circa 1920) wurden auf großen Kartons aufgezogen, die mit der Bezeichnung der Darstellung, des Fotografen bzw. Verlags und der Plattennummer bedruckt waren.

Ab 1850 – Albuminpapiere sind die am häufigsten genutzten Auskopierpapiere

Aufgrund der Firmenbezeichnung kann die vorliegende Fotografie zwischen 1882 und 1892 datiert werden.
Stereofotografie
Brücken- und Tunnelbau bei Atzwang im Zuge des Baues der Brennerbahn, Albumin-Stereofotografie auf Karton (Vorderseite), 1864–1867 Fotograf: unbekannt, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Historische Sammlungen, CC BY 4.0
Brücken- und Tunnelbau bei Atzwang im Zuge des Baues der Brennerbahn, Albumin-Stereofotografie auf Karton (Rückseite), 1864–1867 Fotograf: unbekannt, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Historische Sammlungen, CC BY 4.0
Stereofotografien, die – durch ein Stereoskop gesehen – dem Betrachter einen räumlichen Eindruck vermittelten, erfreuten sich ab 1853 großer Beliebtheit. Dieser Trend ließ in den 1870er-Jahren aufgrund technischer Probleme merklich nach.
Der Bau der Brennerbahn war für den „Verein der Ingenieure für Tirol und Vorarlberg“ (siehe Rückseite) offensichtlich Grund genug, eine Serie von Stereofotografien anfertigen zu lassen.
Kabinett- und Visitformate
Torbole am Gardasee, Albuminabzug auf Karton (Kabinett-Format) (Vorderseite), um 1890 Fotograf: Anton Gratl, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Historische Sammlungen, CC BY 4.0
Torbole am Gardasee, Albuminabzug auf Karton (Kabinett-Format) (Rückseite), um 1890 Fotograf: Anton Gratl, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Historische Sammlungen, CC BY 4.0
Albuminpapiere entwickelten sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu den meistbenutzten Auskopierpapieren. Aufgrund ihrer dünnen Beschaffenheit mussten sie auf Kartons geklebt werden, wobei vor allem Kabinettformate und Visitformate verwendet wurden.

Für die Datierung der Fotografien sind die Rückseiten der Kartons aufschlussreich, weil sie neben dem Namen des Ateliers oft auch datierte Nennungen von Prämierungen enthalten. In diesem Fall wurde das Atelier von Anton Gratl aus Innsbruck in den Jahren 1887 und 1888 ausgezeichnet, weshalb die vorliegende Fotografie danach entstanden sein muss.

Die kleineren Visitformate waren günstiger in der Herstellung, beliebte Geschenke und Sammlungsobjekte. Das vorliegende Porträt kann aufgrund der Angabe des Ateliers und der Darstellung einer bekannten Persönlichkeit datiert werden.
Auf Karton aufgezogene Albuminpapiere wurden nach dem Ersten Weltkrieg nicht mehr produziert, da sich die Stabilität der Fotopapiere verbessert hatte.
Karl Baron Giovanelli (1847–1922), Albuminabzug auf Karton (Visit-Format) (Vorderseite), um 1870/75 Fotograf: Gebrüder Bopp, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Historische Sammlungen, CC BY 4.0
Karl Baron Giovanelli (1847–1922), Albuminabzug auf Karton (Visit-Format) (Rückseite), um 1870/75 Fotograf: Gebrüder Bopp, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Historische Sammlungen, CC BY 4.0
Ansichtskarten
Ansichtskarte „Kleine Scheidegg“ (Schweiz), Lithografie (Rückseite), vor 1894 Römmler & Jonas bzw. Edition Photoglob, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Bibliothek, CC BY 4.0
Ansichtskarte „Kleine Scheidegg“ (Schweiz), Vorderseite mit einteiligem Adressfeld, vor 1894 Römmler & Jonas bzw. Edition Photoglob, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Bibliothek, CC BY 4.0
Vorderseite einer Ansichtskarte mit geteiltem Adressfeld, ab 1905 Römmler & Jonas bzw. Edition Photoglob, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Bibliothek, CC BY 4.0
Nach Einführung der „Correspondenz-Karte“ 1869 in Österreich-Ungarn, die aus einer Vorderseite mit Adressfeld und einer Rückseite mit Mitteilungsfeld bestand, entwickelten sich Ansichtskarten mit lithografischen Abbildungen auf der Rückseite, auf der auch Mitteilungen notiert werden durften.

Ab circa 1900 – Fotos werden als Ansichtskarten produziert.

Fotografische Techniken sind ab circa 1900 auf Ansichtskarten zu finden. Bis 1905 war es nicht erlaubt, auf der einteiligen Vorderseite (Adressseite) handschriftliche Mitteilungen unterzubringen. Im November 1904 wurde in Österreich-Ungarn die Teilung der Vorderseite in Adress- und Mitteilungsteil eingeführt.

Wozu dienten Ansichtskarten? Welche Motive wurden verwendet?

Diese Fragen beantwortet die europäische Ethnologin Evelyn Reso.
1:02 min.
Film in verschiedenen Formaten
Aufnahmen des Umzugs anlässlich der 600-jährigen Zugehörigkeit von Tirol zu Österreich in Innsbruck, Schwarz-Weiß-Negativ-Polyesterfilm (Kleinbild 35 mm), 1963 Fotograf: Anton Demanega, Land Tirol, Landesbilddokumentation, CC BY 4.0
Neben Glas wird auch der Film in verschiedenen Formaten als Trägermaterial für Fotografien entwickelt.

Ab 1884 – Der Fotofilm ersetzt fotografische Platten und macht das Fotografieren flexibler.

Auf den feuergefährlichen Zellulosenitratfilm (1889 bis circa 1955) folgten der Azetat- und ab 1950 der weit verbreitete Polyesterfilm.
Der 36 Fotografien umfassende Kleinbildfilm kann aufgrund der Darstellungen eindeutig der genannten Landesfeier zugeordnet werden.
Farbfotografie
Landschaftsfotografien Mieminger Gebirge, Farb-Positiv-Azetat (=Sicherheits-)Film (Diafilm, Mittelformat 6 × 6 cm), 1959 Fotografin: Erika Groth-Schmachtenberger, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, CC BY 4.0
Bereits Ende des 19. Jahrhunderts gab es erste praktikable Verfahren, um Farbfotografien herzustellen.

1877 – ältestes erhaltenes Farbfoto von Louis Ducos du Hauron (1837–1920)

Der Durchbruch der Farbfotografie kam aber erst in den 1930er-Jahren. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie auch für Amateure leistbar. Aufgrund des massiven Einsatzes von Chemie bei der Entwicklung des Materials, aber auch aufgrund unsachgemäßer Lagerung von Farbaufnahmen können sie sich verfärben und verblassen.

1907 Hermann Mahl erstellt in Bruneck erste Farbfotografien.

PE-Papier
Erstes „Open-Air-Kino“ im Hof des Innsbrucker Zeughauses, Farbabzug auf PE-Papier, 1995 Fotograf: unbekannt, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Historische Sammlungen, CC BY 4.0
Schon um 1900 wurden Fotonegative auf einem festen papierenem Träger (Barytpapier) ausgearbeitet.
Ab 1970 setzte sich das PE-Papier durch, das beidseitig mit Kunststoff (Polyethylen) beschichtet ist. Diese Abzüge können rascher hergestellt werden, sind allerdings nicht gut haltbar.
 
Die Texte des E-Learning-Kurses basieren auf den Beiträgen der Autoren und Autorinnen in den jeweiligen Handreichungen (erschienen auf https://www.lichtbild-argentovivo.eu, erschienen unter der Lizenz CC BY 4.0). Die Texte der Handreichungen wurden vom Team Lichtbild für die jeweiligen E-Learning-Kapitel adaptiert.