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Geschichte der Fotokameras

Aus der Geschichte des Fotoapparats

Von der Schiebekastenkamera bis zum Smartphone

Verschiedene Fotoapparate diversen Formats und ein 120er-Rollfilm. Die Apparate wurden im Rahmen des Workshops zur „Geschichte der Fotografie in Tirol und Südtirol“ gezeigt, 20.09.2017, Festung Franzensfeste Fotograf: Jannis Cassar Franceschini, Abteilung Museen, CC BY 4.0
 
Von der ersten Kamera bis zu den Fotoapparaten, wie wir sie heute kennen, war eine Vielzahl an revolutionären Erfindungen notwendig. Anhand von verschiedenen Fotoapparaten werden die wichtigsten Meilensteine der Fototechnik aufgezeigt und ein Überblick über die technischen Trends und Entwicklungen geschaffen.
 
1839 – Schiebekastenkamera
Plattenkamera Goldmann (Wien) mit Objektiv Swift & Son (London), um 1880 Fotograf: Konrad Faltner, Amt für Film und Medien, CC BY 4.0
Fotomaterial für Plattenkamera und Negativ auf Glasplatte Fotografin: Jasmeen Farina, Südtiroler Landesarchiv, CC BY 4.0
Gruppenaufnahme von zehn Frauen im Fotostudio Waldmüller, um 1905 Autor/in: Fotostudio Waldmüller, LAV003-BA-06954-116, Bestand Waldmüller, Amt für Film und Medien, CC BY 4.0

1839 – Alphonse Giroux konstruiert die erste kommerzielle Kamera.

1839 stellt Alphonse Giroux die erste Schiebekastenkamera her. Die Kamera ist aus Holz gemacht und steht auf einem Stativ. Sie ist schwer, aber einfach zu bedienen: Auf der vorderen Standarte befindet sich das Objektiv. Auf der hinteren beweglichen Standarte befindet sich die Mattscheibe bzw. die beschichtete Glasplatte. Um das Bild scharf zu stellen, wird der Abstand zwischen den beiden Standarten verringert oder vergrößert. Der Fotograf sieht das zu fotografierende Motiv durch die Mattscheibe, wenn er unter ein schwarzes Tuch schlüpft.
Entfernt man den Objektivdeckel, dringt das Licht durch das Objektiv und belichtet die Glasplatte. Die Beschichtung ist nicht sehr lichtempfindlich und deshalb sind die Belichtungszeiten sehr lang. Die Belichtungszeiten hängen von der Helligkeit des Tageslichts ab, das in das Fotostudio fällt.
1849 – Stereokamera
Franke & Heidecke, Heidoscop 60 x 130 mm, 1920 Fotograf: Marco Melloni, Sammlung Alberto Melloni, Privatbesitz, CC BY 4.0
Rot-Cyan-Anaglyphenbrille und Glasplatte 60 x 120 mm., schwarzweiß, Positiv, Sammlung Alberto Melloni, Südtiroler Landesarchiv Fotografin: Jasmeen Farina, Südtiroler Landesarchiv, CC BY 4.0
Angela Marchi auf der Seiser Alm, August 1928, Anaglyph auf Papier, 24,5 x 16,8 cm Fotograf: Alberto Melloni, Sammlung Alberto Melloni, CC BY 4.0

1849 – Erste Stereokamera

1849 stellt Sir David Brewster das erste Stereoskop her, das mit zwei Objektiven ausgestattet ist. Es dient dazu, dreidimensionale Panoramaaufnahmen herzustellen: Das Interesse an der Fotografie und die Leidenschaft dafür werden immer größer.
1888 – Rollfilmkamera Kodak
Die großen und schweren Fotokameras aus Holz eignen sich nicht mehr für eine dynamische und schnelllebige Gesellschaft und werden durch leichtere und handlichere Apparate ersetzt.

Ab 1884 – Der Fotofilm ersetzt fotografische Platten und macht das Fotografieren flexibler.

Ab 1884 werden Fotofilmrollen produziert, die lichtempfindlicher sind und eine kürzere Belichtungszeit benötigen.
Ende des 19. Jahrhunderts werden die ersten Kodak-Fotokameras im großen und mittleren Format hergestellt. Sie sind dank ihrer Handlichkeit ideal für Fotojournalismus, Alpinismus, Kriegsberichterstattung und Ähnliches.
Diese speziellen Fotokameras bestehen aus Blech und Aluminium. Damit der Fotograf den Bildausschnitt einstellen kann, sind sie mit einem Sucher und einem aufklappbaren Objektiv ausgestattet. Sie geben dem Fotografen mehr Bewegungsfreiheit; die Kamera kann in der Hand oder in der Hosentasche getragen werden. Diese Fotoapparate können sowohl für Porträts im Fotostudio als auch für Schnappschüsse von Ereignissen verwendet werden. Die Epoche der dynamischen Fotografie beginnt.

1888 – Kodak entwickelt die Rollfilmkamera Kodak Nr. 1.

Kamera Brownie von Kodak Fotograf: cogdogblog, via Wikimedia Commons, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?title=File:2014-365-233_The_Basic_Brownie_Camera_ (14809795240).jpg &oldid=258423236, CC0 1.0
Werbeanzeige in der ersten Ausgabe der The Photographic Herald and Amateur Sportsman mit dem Slogan „You press the button, we do the rest“ – „Sie drücken auf den Knopf, den Rest erledigen wir.“, 1889 George Eastman Museum, via Wikimedia Commons, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?title=File:You_press_the_button,_we_do_the_rest_(Kodak).jpg&oldid=296612574, Public Domain
Die Entwicklung der Fotografie beschleunigt sich, je größer ihr Publikum wird. 1888 produziert die Firma Kodak ihre erste Fotokamera (Nr. 1) für Amateurfotografen. Es handelt sich um einen mechanischen Fotoapparat mit Rollfilm und ohne Sucher. Den Apparat auf das Motiv richten und abdrücken, das ist die Devise: „You press the button, we do the rest.“ Zu Deutsch etwa „Sie drücken auf den Knopf, den Rest erledigen wir.“ Der Kunde braucht nur die Mittelformatrollen einzuschicken und erhält die entwickelten Fotos als Papierabzüge. Millionen dieser Fotokameras werden verkauft.
1925 – Kleinbildkamera

1925 – Markteinführung der ersten Fotokamera von Leica

Fälschung eines Leica IIIC „Luftwaffe“ n. 11231 (vermutlich FED II) mit Objektiv Leitz Elmar 1/500, 3,5/50 mm, 1934–1941, Rollfilm 135 (24 × 36 mm) Fotograf: Alessandro Campaner, Sammlung Alessandro Campaner, CC BY 4.0
Rollfilm 135 (24 x 36 mm), schwarzweiß, Nitratfilm und Abzug auf Chlorsilberpapier, Bildarchiv Guglielmo Sandri, Südtiroler Landesarchiv Fotografin: Jasmeen Farina, Südtiroler Landesarchiv, CC BY 4.0
Legionäre in Dosbarrios, Spanien, Barytpapier (90 x 120 mm), 1939 Fotograf: Guglielmo Sandri, Bildarchiv Guglielmo Sandri, Südtiroler Landesarchiv, CC BY 4.0
Die erste Fotokamera von Leica wird zwar schon 1911 produziert, sie erscheint jedoch erst 1925 auf dem Markt. Der Grund für den großen Erfolg dieses Geräts liegt in seiner präzisen Ausarbeitung und im Format der Filmrolle. Es handelt sich um das 35-mm-Format, das noch heute verwendet wird. Außerdem ist diese Fotokamera klein und handlich und passt in jede Tasche. Sie ist mit einem Messsucher ausgestattet, gekoppelt mit einem Objektiv und später mit einem Belichtungsmesser. Diese dienen dazu, die Belichtungszeit und die Blendenöffnung zu regulieren. In den 1930er-Jahren verwenden die besten Fotografen weltweit diese Kamera.
1936 – Kleinstbildkameras
Minox A IIIs, um 1954 Fotograf: Philippe Kurlapski, via Wikipedia Commons, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?title=File:Minox_A_IIIs.jpg&oldid=144661188, CC BY 1.0
Minox IIIs, um 1954, mit Rollfilm Kodak plux-x pan schwarzweiß, 125 ISO, 36 Aufnahme Fotograf: Hustvedt, via Wikimedia Commons, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?title=File:Minox_IIIs_with_film.jpg&oldid=302492647&uselang=de-formal, CC BY-SA 3.0
1936 wird die erste Kleinstbildkamera Minox mit Negativen im Format 6,5 × 9 mm hergestellt. Die ab diesem Zeitpunkt produzierten Fotokameras sind wesentlich kleiner und handlicher.
1950 – Kompaktkamera
In den 1950er- und 1960er-Jahren kommen verschiedene Modelle auf den Markt, die sich durch ihre Kompaktheit, ihr geringes Gewicht und eine einfache Bedienung auszeichnen. Eine dieser Kameras ist das Modell Duca der Durst.
Duca, Durst (Brixen) Rollfilm 135 (24 × 36 mm), um 1946 Fotograf: Martin Kofler, Sammlung TAP, CC BY 4.0
Aufgerollte Negative und Negativstreifen 135 (24 x 36 mm), Celluloseacetat, schwarzweiß, Bildarchiv Foto Excelsior, Südtiroler Landesarchiv Fotografin: Jasmeen Farina, Südtiroler Landesarchiv, CC BY 4.0
Schalders bei Brixen, Abzug auf Farbfotopapier aus einem Farbnegativ 135 (24 × 36 mm), ohne Datum Fotograf: Leonhard Angerer, Bildarchiv Leonhard Angerer, Südtiroler Landesarchiv, CC BY 4.0
1970 – Mittel- und Großformatkamera
Mit motorischem Antrieb, mit Pentaprisma, mit TTL-Belichtungsmesser (TTL steht für „through the lense“), mit Autofokus, mit Schlitzverschluss, elektronisch, mit eingebautem Blitzlicht: Diese und weitere technische Eigenschaften kennzeichnen die neuesten Kameras, die zwischen 1970 und 1990 einen technischen Aufschwung erleben.
Hasselblad 503cx mit Objektiv Zeiss 80/2.8, Magazin 12 A und Pentaprisma, um 1989 Fotografin: Jasmeen Farina, Südtiroler Landesarchiv, CC BY 4.0
Filmstreifen und Filmrolle 120 (56 x 56 mm), Sicherheitsfilm (safety film), schwarzweiß Fotografin: Jasmeen Farina, Südtiroler Landesarchiv, CC BY 4.0
Farbnegativ 120 (56 x 56 mm) auf Sicherheitsfilm (safety film) und Farbfotografie (100 x 100 mm) Fotografin: Jasmeen Farina, Südtiroler Landesarchiv, CC BY 4.0
Berufsfotografen schätzen die technischen Fortschritte der Mittel- und Großformatkameras, wie z. B. jene des schwedischen Herstellers Hasselblad, der eine breite Palette an hochwertigen Fotokameras und an Objektiven anbietet.
1981 – Digitalkamera

1981 – Sony präsentiert den Prototypen der Sony Mavica: Ein analoges Videostandbild wird auf einer Diskette gespeichert.

Fotoapparat Nikon Coolpix 4500, 2003 Fotograf: Alessandro Campaner, Südtiroler Landesarchiv, Sammlung Amt für Bau- und Kunstdenkmäler, CC BY 4.0
Nikon Coolpix mit Speicherkarte Fotografin: Jasmeen Farina, Südtiroler Landesarchiv, Sammlung Amt für Bau- und Kunstdenkmäler, CC BY 4.0
Heiligkreuz in Vellau, Algund 2.272 × 1.704 Pixel, 7. Februar 2006 Fotograf: unbekannt, Fotoarchiv des Amts für Bau- und Kunstdenkmäler, Autonome Provinz Bozen – Südtirol
Die Amateurfotografen spezialisieren sich und erreichen gute Ergebnisse dank hochwertiger, aber leistbarer Fotokameras.
1999 – Mobiltelefon mit eingebauter Kamera

1999 – das erste Mobiltelefon mit Kamerafunktion

2002 wurde der Begriff Pixel (picture element) weltweit bekannt. Das Pixel fängt rotes, grünes und blaues Licht ein. Wurde das Bild vorher auf Film gebannt, landet es nun auf einer sensiblen digitalen Oberfläche. Mehr noch: Diese Technologie wird inzwischen in Form eines Digitalrückteils mit 100 Megapixeln angeboten und kann mit hochqualitativen Mittelformatkameras wie jener des Herstellers Hasselblad kombiniert werden. Hochauflösende Sensoren werden auch in Smartphones eingebaut.

2007 – Smartphones beginnen, den Markt zu dominieren.

Smartphone HTC P3600 mit SD-Karte als Speichermedium Fotografin: Jasmeen Farina, Südtiroler Landesarchiv, Sammlung Alessandro Campaner, CC BY 4.0
Digitale Speichermedien: Festplatte und Compact-Flash-Karte Fotografin: Jasmeen Farina, Südtiroler Landesarchiv, Sammlung Alessandro Campaner, CC BY 4.0

Welche Rolle hat die Fotografie in der heutigen Zeit?

Der Fotohistoriker und Fotograf Floriano Menapace spricht über die Vermehrung der Bilder. Wörter werden immer mehr von Bildern ersetzt.
1:33 min.
 
Die Texte des E-Learning-Kurses basieren auf den Beiträgen der Autoren und Autorinnen in den jeweiligen Handreichungen (erschienen auf https://www.lichtbild-argentovivo.eu, erschienen unter der Lizenz CC BY 4.0). Die Texte der Handreichungen wurden vom Team Lichtbild für die jeweiligen E-Learning-Kapitel adaptiert.