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Georg Egger

Georg Egger

Porträt eines Fotopioniers in Alt-Tirol

Zur Person

Georg Egger (1835–1907) zählt zu den Fotopionieren in Alt-Tirol, dem man eine beherrschende Stellung im östlichen Pustertal zuerkennen darf.
In Oberdrauburg am 4. März 1835 zur Welt gekommen, suchte er bereits als Jugendlicher, malen zu lernen. Ein Besuch der Akademie der Bildenden Künste in Wien war ihm letztlich aber nicht möglich. Dennoch malte er bis in die 1860er Jahre hinein Altarbilder und Fahnenblätter im oberkärntnerischen Raum und im Lienzer Talboden. Inmitten des aus damaliger Sicht engen Zusammenhangs zwischen Malerei und Fotografie setzte er sich nebenbei ernsthaft mit dem neuen Medium auseinander. In der Gewerbekartei der Tiroler Wirtschaftskammer schien Georg Egger bereits 1865 als Fotograf auf. In dieser Zeit dürfte er sich endgültig in der Stadt Lienz niedergelassen haben.
 
Seine finanziellen Verhältnisse gestatteten es ihm, am 1. Juni 1872 den östlichen Teil der sogenannten Kaler’schen Behausung in der Schweizergasse, Haus Nr. 50 (heute Nr. 33) zu kaufen. Damit war es Egger möglich, sich sowohl familiär als auch beruflich zu etablieren. Wenn auch bereits seit Jahren als Fotograf tätig, wurde ihm letztlich mit 24. Jänner 1873 der Gewerbeschein ausgestellt.

Was zeichnet Georg Egger als Fotopionier aus?

Der Historiker Meinrad Pizzinini spricht über das fotografische Schaffen des Fotografen aus dem östlichen Pustertal.
1:22 min.
Seit 28. April 1868 war Georg Egger mit Franziska Rotschopf (1839–1896) aus Oberdrauburg verheiratet. Gemeinsam mit den Kindern Eduard, Anna und Maria wuchs auch Georg Eggers uneheliches Kind Ingenuin Albuin Trojer auf, das am 29. Jänner 1869 in Stribach (Gemeinde Dölsach) zur Welt gekommen war und das er adoptiert hatte. Noch ahnte niemand, dass sich der kleine Bub als Albin Egger-Lienz zu einem Titan in der Kunstwelt entwickeln sollte.
Georg Egger mit Tochter Maria und Sohn Albin in seinem Garten in der Lienzer Schweizergasse, 1906 Fotograf: unbekannt, Sammlung Stadtgemeinde Lienz, Archiv Museum Schloss Bruck – TAP, CC BY 4.0

Georg Egger als Fotograf

Aus der Serie „Charakterköpfe“, um 1880: Matthias Reinitzer, Ofensetzer aus Nußdorf Fotograf: Georg Egger, Sammlung Stadtgemeinde Lienz, Archiv Museum Schloss Bruck – TAP, CC BY 4.0
Im Garten seines Hauses errichtete Egger ein Gebäude, das Platz für ein fotografisches Atelier und eine Dunkelkammer bot. Von der originalen Einrichtung hat sich nichts erhalten, von seiner fotografischen Arbeit aber immerhin ein sehr großer Teil des Fotoplattenarchivs mit etwas mehr als 7.000 Stück.

Egger, ein Spezialist für Personenaufnahmen, stellte u. a. eine Trachtenserie her, die vor allem Touristen gerne erwarben. Eine besondere Fotoreihe sind seine „Charakterköpfe“ aus dem Lienzer Raum, die er ständig ergänzte. Ein Teil davon wurde sogar 1884 in der Alpinen Ausstellung im Österreichischen Kunstverein in Wien gezeigt. Die Presse berichtete lobend.

Es war Georg Egger auch ein Anliegen, Aufnahmen von dokumentarischem Wert anzufertigen und besondere Elementarereignisse festzuhalten wie z. B. in einer Fotoserie über die Zerstörungen der Pustertalbahn durch das Hochwasser von 1882. Egger war auch einer der ersten Fotografen, die Kunstwerke reproduzierten, so spätmittelalterliche Fresken auf Schloss Bruck, historische Grabplatten in den Lienzer Kirchen oder neu geschaffene Gemälde seines Freundes Hugo Engl, eines anerkannten Jagd- und Tiermalers. Außerdem widmete er sich der Landschaftsfotografie; Aufnahmen, die im Vergleich mit dem heutigen Zustand der abgebildeten Orte besonders reizvoll sind.

Der Fotopionier starb nach längerer Krankheit am 27. Juni 1907 im Alter von 74 Jahren.
Unbekannte Lienzerin, circa 1930 Fotografin: Maria Egger, Sammlung Stadtgemeinde Lienz, Archiv Museum Schloss Bruck – TAP, CC BY 4.0
Maria Egger (1877–1951)
Georg Eggers Lebenswerk setzte seine Tochter Maria Egger fort. Sie schuf hauptsächlich Porträt- und Familienaufnahmen. Unter anderem stammt das Porträtbild der unbekannten Lienzerin, das als Titelbild dieses Kapitels dient, von ihr.
Maria Egger verschied am 25. März 1951 und das Gewerbe wurde mit 24. April desselben Jahres gelöscht. Damit nahm eine jahrzehntelange Tradition, die noch in der Pionierzeit der Fotografie begonnen hatte, ein Ende.

1951 – Das Fotoatelier Egger in Lienz schließt.

 
Die Texte des E-Learning-Kurses basieren auf den Beiträgen der Autoren und Autorinnen in den jeweiligen Handreichungen (erschienen auf https://www.lichtbild-argentovivo.eu, erschienen unter der Lizenz CC BY 4.0). Die Texte der Handreichungen wurden vom Team Lichtbild für die jeweiligen E-Learning-Kapitel adaptiert.