Argento vivo. E-learning
  • Support
  • Login

Breadcrumb Navigation

Die freie Verbreitung von Inhalten

Historische Fotografien leichter nutzbar machen

Die freie Verbreitung von Daten im Kulturbereich

Freie Inhalte als Open Data

Open Data (deutsch: offene Daten) sind frei verfügbare Daten, die von jedem ohne Einschränkung verwendet, verbreitet und genutzt werden dürfen.

Solche Daten haben großen wirtschaftlichen Wert und ein hohes Potenzial für innovatives Wachstum. Open Data eröffnen der Gesellschaft neue Möglichkeiten. Durch die kreative Nutzung solcher Daten können neue Lösungen für verbreitete Probleme gefunden und erfunden werden.

Mit der Richtlinie 2003/98/EU (PSI-Richtlinie)[1] beziehungsweise der Novelle 2013/37/EU werden die öffentlichen Verwaltungen dazu angehalten, die von ihnen generierten Daten offen zugänglich zu machen. Davon ausgenommen sind lediglich Daten, die einem besonderen Schutz unterliegen wie etwa personenbezogene Daten, Daten zur öffentlichen Sicherheit und Landesverteidigung, urheberrechtlich geschützte Daten und Daten zu strafrechtlichen Ermittlungen. Sofern die Daten keiner dieser Einschränkungen unterliegen, sollen sie als Open Data frei in Umlauf gebracht werden, damit sie von allen wiederverwendet werden können.

In mehreren europäischen Ländern gibt es bereits Initiativen für die freie Verbreitung von Daten aus dem Kulturbereich. In Deutschland beispielsweise bietet der Kultur-Hackathon „Coding Da Vinci“[2] seit 2014 eine große Menge vom Kulturdaten an, die in digitalen Applikationen kreativ verwendet werden können.
Diesem Trend folgend werden im Rahmen des Interreg-V-A-Projektes „Lichtbild. Kulturschatz Historische Photographie“[3] – zu dem auch dieser Online-Kurs gehört – historische Aufnahmen aus dem Besitz der Projektpartner in Bozen, Bruneck und Lienz offen zugänglich gemacht. Der Datenbestand „Lichtbild“[4] ist eine Neuheit für Tirol und Südtirol. Die Fotodateien werden in hoher Auflösung samt Bildbeschreibungen angeboten und außerdem mittels Georeferenzierung verortet.

Wie sehen öffentliche Institutionen den offenen Zugang zu ihren Fotobeständen?

Barbara Weis ist die Amtsdirektorin des Amts für Film und Medien der Abteilung Deutsche Kultur der Autonomen Provinz Bozen – Südtirol. Das Amt für Film und Medien ist mit seinem Medienarchiv einer der Partner des Interreg-Projekts Lichtbild. Im Projekt erschlossene Fotobestände werden offen zugänglich gemacht: sowohl die digitalisierten Bilder als auch deren Metadaten, also die zusätzlichen Informationen aus der Datenbank. Auch weitere Projektpartner wie das Tiroler Archiv für photographische Dokumentation und Kunst, die Stadtgemeinde Bruneck und die Abteilung Museen der Autonomen Provinz Bozen – Südtirol und assoziierte Partner wie das Südtiroler Landesarchiv öffnen ihre Bestände. Barbara Weis spricht über den Auftrag öffentlicher Archive.
1:07 min.
Mehr zum Thema
Entwicklung der Fotografie in Tirol, Südtirol und dem Trentino
Verschiedene Fotografen der Tiroler, Südtiroler und Trienter Fotogeschichte werden im Kapitel Fotogeschichte vorgestellt.

 
Was sind Open Data?

Der italienische Kodex der digitalen Verwaltung (D. Lgs. 82/2005)[5] definiert offene Daten als kostenlos beziehungsweise höchstens zu einem Unkostenbeitrag für die Reproduktion zur Verfügung stehende Daten, die gemäß den Bedingungen einer Lizenz frei und auch für kommerzielle Zwecke genutzt werden können.

Die Daten sind mittels Informations- und Kommunikationstechnologien zugänglich. Dies bedeutet, dass sie für die Verwendung durch automatisierte Computerprogramme geeignet und mit den entsprechenden Metadaten ausgerüstet sind.
Metadaten sind strukturierte Informationen über Daten. Sie beschreiben die Daten, die eigentlich von Interesse sind, und bilden damit die Eckpfeiler eines Open-Data-Katalogs: Informationen wie Titel, Beschreibung, Link, Lizenzform, Gültigkeitszeitraum und Größe erhöhen die Interoperabilität der Daten – das heißt, diese lassen sich leichter vernetzen und verfügbar machen. Ohne Metadaten ist es nicht möglich, Daten zu sortieren und zu finden.
 

Open-Data-Portale

Open Data werden in erster Linie über Open-Data-Portale wie Open Data Südtirol[6] oder das Open Data Portal Österreich[7] zugänglich gemacht. Diese Open-Data-Portale sind Kataloge, welche die Suche, die Vorschau, den Zugriff und den Download ermöglichen. Die dort gesammelten Daten und Dokumente sind aus technologischer und rechtlicher Sicht bereit zur weiteren Verwendung, da sie den in den nationalen Richtlinien festgelegten Standards entsprechen.
 

Lizenzmodell für Open Data

Daten, welche im Open-Data-Portal vorhanden sind, können von jedermann heruntergeladen werden. Für den Download ist kein Authentifizierungsverfahren erforderlich. Der Nutzer beziehungsweise die Nutzerin verpflichtet sich lediglich zur Einhaltung der Lizenzbedingungen.

Im Kontext von Open Data finden die Lizenzen Creative Commons Zero (CC0) und Creative Commons Namensnennung (CC BY) Anwendung.

Das sind zwei von mehreren Lizenzmodellen, welche die 2001 gegründete gemeinnützige Organisation Creative Commons formuliert hat, um das Teilen von Wissen und Kreativität legal und einfach zu ermöglichen.
Der Katalog der historischen Fotografien des Interreg-Projekts „Lichtbild. Kulturschatz Historische Photographie“ auf dem Open Data Portal Südtirol. Parameter und Metadaten der Schnittstelle werden erklärt und präsentiert. via Open Data Südtirol, http://daten.buergernetz.bz.it/de/dataset/tyrolean-historical-photographs, CC0
 
Mehr zum Thema
Creative Commons
Die Lizenz CC0 ermöglicht eine vollkommen freie und kostenlose Verwendung zu privaten und zu gewerblichen Zwecken. Hier verzichtet der Urheber auf alle Rechte bezogen auf das Objekt, seine Inhalte und seine Daten in der maximalen vom Gesetz zulässigen Art und Weise.
Gerade bei historischen Fotografien, deren Wert auch in ihrer Funktion als historische Quellen liegt, ist das Lizenzmodell CC BY eine geeignete Lösung. Mit der CC-BY-Lizenz können Datensätze oder Dokumente verbreitet und modifiziert werden, sofern der jeweilige Urheber in der Weiterverwendung genannt wird. So bleibt die Provenienz der Quelle nachvollziehbar.
Auch dieses Bild ist Teil des Datenbestands „Lichtbild“ dieses Interregprojekts: Drei Kämme, ca. 1910, Bozen Fotograf: Fotostudio Waldmüller, Bestand Fotostudio Waldmüller, Amt für Film und Medien, Bozen, https://www.lichtbild-argentovivo.eu/de/bilddatenbank/bildsuche.html?detail=60074121, CC BY 4.0

Das Potenzial von Open Data aus dem Kulturbereich

Die Entscheidung der öffentlichen Verwaltung, die von ihr generierten Daten öffentlich zugänglich zu machen, folgt einem innovativen Ansatz und lässt Rückschlüsse auf die organisatorischen Veränderungen der Datenkultur und wissensbasierten Wirtschaft zu. Ausgehend von der Öffnung der Datenbanken ergeben sich andere Denk-und Arbeitsweisen sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich:

Die Daten als private Ressource für Verwaltungszwecke werden zu einem öffentlichen Gut für allgemeine und soziale Zwecke.

Die Verfügbarkeit von Kulturgütern in digitaler Form verändert die Beziehung zwischen den kulturellen Einrichtungen und den kulturell Interessierten. Wenn die digitalen Gegenstücke physischer Originale kopiert, modifiziert und erweitert, durch das Internet überall verfügbar gemacht werden, können aus Kulturbetrachtern Kulturschaffende werden. Menschen, die Wissen nicht einfach nur aufnehmen, können es aktiv weiterverbreiten, in neue Kontexte einbringen, damit arbeiten und so neues Wissen schaffen.

So sind etwa historische und zeitgenössische Fotografien als Open Data nun leichter für die Forschung zugänglich, können vermehrt für Publikationen genutzt werden und damit auch ein breiteres Publikum erreichen.

In der vernetzten Welt, in der wir leben, wird es für Archive, Museen und Bibliotheken zunehmend wichtiger, gute Antworten zu geben auf die Frage, wie sie mit ihren digitalen Besuchern interagieren und in welcher Form sie ihre Sammlungen digital verfügbar und nutzbar machen wollen.
 
 
Dieser Text basiert auf Inhalten aus Open Data Südtirol sowie auf Informationen von den Webseiten CodingDaVinci und Creative Commons, welche beide unter der Lizenz CC BY 4.0 stehen.

[2] siehe Coding Da Vinci (17.10.2018)
[6] siehe Open Data Südtirol (17.10.2018)